Weihnachten – Freudenfest degenerierter Kommerz-Hurenkinder

Weihnachten – Freudenfest degenerierter Kommerz-Hurenkinder

Last Christmas, I gave you my heart. But the very next day you gave it away. This year, to save me from tears, I’ll give it to someone special …

Wham!, 03. Dezember 1984

GRRRR, welch schnulzig’ mich die Tage verfolgendes Muschi-Gewäsch! O Weihnachten, du “holdes Fest der Liebe” – du kotzt mich an! Die Perversion deiner bloßen Existenz erklomm auch dieses Jahr neue, gar gülden funkelnde Höhen. Deine Transformation zum ureigenen Inbegriff geldgierigen Kommerzes scheint irreversibel und allumfassend abgeschlossen.

Innenstädte und Kaufhäuser gleichen kapitalistischen Winterwunderländern. Einem schleimigen Gebräu aus Weihnachtsgerüchen, Weihnachtsrabatten und der allgegenwärtigen “Du-musst-möglichst-viele-Geschenke-kaufen-sonst-bist-du-ein-Niemand”-Mentalität. Unsere die Unterschicht beschwichtigenden Medien strotzen nur so vor quirligem Weihnachtsgedöns. Akute Gehirnerweichung hervorrufende Weihnachtsschmonzetten folgen auf penetrant-fröhlicher Weihnachtswerbung, allzeit untermalt mit nervenaufreibenden Schellengesüppe. Milliardenträchtige Corporations wie Burger-Kong bieten verlockende Weihnachtsburger feil, derweil verschmuste Schnurrfellknäule mit reichlich Zucker angereichertes, da umsatzversprechenden Karies hervorrufendes Weihnachtskatzenfutter kredenzt bekommen. Pausbackige, übergewichtige und zugleich ungepflegt-rauschbärtige Männer schmücken die Fronten vieler Werbeplakate. Wir lobpreisen sie Weihnachtsmänner, obgleich deren heutige Optik einer perfiden Werbegeburt des erfrischend-blubbernden Coca-Cola-Konzernz entsprang. Wohlgemerkt: die Optik, nicht die Figur. Sie wirken mächtig, gierig, fett und beherrschend! Aber Weihnachtlich?

Die Shoppingmeilen unserer Einkaufszentren – erfüllt sind sie ob vorweihnachtlichen Trubels. Gestresste Menschen hetzen lechzend und gierend von A nach B, erpicht darauf, noch möglichst viele ausgefallene Geschenke für Sippschaft und schlechte Freunde zu ergattern. Denn – so lautet’s verbreitet – Freundschaft misst sich primär am Umfang des Geschenkberges. Verschenktest du nichts zu Weihnachten, machte dich dies zu einem Schmarotzer. Einem Unmenschen. Einem Außenseiter. Einem Nob, welcher nicht einmal n00b korrekt zu schreiben vermöchte. Investiertest du hingegen massig Kohle in letztlich heuchlerisch-selbstbeweihräuchernden Präsenten, göltest du als liebenswerter Mensch. Obgleich nur zur Weihnacht. Spontan unterm Jahr vom Herzen kommende Gaben sind fatalerweise schnell vergessen und verdrängt.

Selbst multimediale Informationskanäle unserer dauerberieselten Unterhaltungsgesellschaft preisen dich Tag ein Tag aus, o Weihnacht. Der Weihnachtsumsatz stimmt; er kratzt an neuen Rekorden? Halleluja, Friede, Freude, Eierkuchen! Der Weihnachtsumsatz stagniert? O Graus! Ein Aufschrei geht durch deutsche Landen, die DAX’sche Kurve knittert fies; derweil eiligst herbeigerufene Experten fiebrig nach Gründen ob dieser tragischen Misere suchen. Wohl war, die Weihnacht gilt erst dann als gelungenes Fest, wenn der im oberen zweistelligen Milliardenbereich prognostizierte Umsatz auch wirklich wie ersehnt eintrifft.

Der Tragödie bitter’ Schluss: Weihnachten, du bist für mich gestorben. Einsam stehe ich düstren Schneetreibens umweht gesenkten Kopfes vor deinem offenen Grabe, eine stille Kullerträne weinend. Ich beschränke mich deiner Tage fortan auf das Verschenken von Herzen kommender Geborgenheit, von Liebe und Vertrauen. Beschränke mich auf freundschaftliche Pläusche mit heißem Käffchen und Glühwein sowie leckerem Kuchen und knusprigen Keksen. Und bin gewillt, diesen kommerziellen Wahnsinn zukünftig ausnahmslos auszublenden, ihm auszuweichen. Um letztlich nicht auch zu einer dieser Millionen schier geistlosen, giergetriebenen Weihnachtsmarionetten zu mutieren. Howgh, ich habe geschrieben!

7 Kommentare

  1. Mia

    Warum kotzt dich Weihnachten denn so an? Ich finde es schön 😀

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    • Krony

      Nun, dass Weihnachten eben mittlerweile nur noch einen reinen Kommerzfreizeitpark darstellt. Alles ist bunt, blinkt, lärmt und auf fröhlich getrimmt. Weihnachten ist gerade in den vier Wochen vor dem eigentlichen Feste allgegenwärtig, sei es im Radio, Fernsehen, auf der Straße oder in Geschäften. Reizüberflutung und schier unzählige Verlockungen für eine auf Spaß- und Materialismus getrimmte Gesellschaft in Vollendung. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich viele Menschen freuen, wenn der 24. Dezember endlich anbricht – weil dann ein Ende dieses stressigen Tumultes in Sichtweite rückt.

      Früher hieß es, Weihnachten sei eine Zeit der Besinnung und Stille. Heute nervt mich das ganze Drumherum nur noch, ach was – es widert mich an!

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  2. Torben

    Hi Krony,
    dieser Artikel gefällt mir sehr gut. Endlich mal einer der das passende sagt. Mir geht das genauso jedes Jahr auf den Sack! Schon jetzt steht bei uns im Supermarkt wieder Lebkuchen. Verdammte Kommerz-Huren!
    LG Torben

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    • Krony

      Moinsn Tobi,

      nicht nur Lebkuchen, Weihnachtsstollen und Spekulation stehen ab Ende August in den Regalen unserer Supermärkte – sondern mittlerweile auch ganzjährig bunt bemalte Ostereier, Osterhasen und Nikoläuse. Zwar noch nicht in jedem Supermarkt, aber es wird insgesamt dennoch mehr. Einfach mal darauf achten 🙂

      LG Krony

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      • Torben

        Stimmt, müsste ich echt mal nachsehen 🙂

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