The Story

The Story

Es begab sich zu jener Zeit, als ich des nächtens wiederholt bei bitteren Minustemperaturen im kalten Angesicht des fahrig-schummrigen Mondscheins ziellos durch schneebedeckte Landschaften lief. Jeder Schritt meiner selbst manifestierte sich in knirschenden, spitzen Geräuschen, düstere Atemwölkchen entsprangen meinem von Tränen benetzen Gesicht. Verworrenem, ewigen Teufelskreisen gleichendem Gegrübel verfallen betäubte ich dieser des Glückes so fernen Momente jegliche Empfindungen meinerseits mittels des zur äußersten Schwelle ultimativer Schmerzen aufgedrehten Albums “A Beautiful Lie” von “30 Seconds to Mars” – und im Besonderen mithilfe des darin enthaltenen, herzzerreisenden Songs “The Story“.

Einige Wochen darauf begleitete mich “The Story” letztlich in den dunkelsten Stunden meines bis dato erschreckend leblosen Lebens in perfider Dauerschleife, als ich emotional mit Selbigem abschloss – und mein Denken auf das physisch Notwendigste reduzierte. Ich verbann alle “Aber was wäre denn, wenn …” und “Was werden nur die anderen sagen …”-Fragen erfolgreich aus meinem bewussten Wahrnehmungskreise, da diese im Anschluss meiner auszuführenden Tat keinerlei Rolle mehr spielten, sie verlören jegliche Existenzberechtigung; ja Relevanz. Wie aus weiter Ferne hallte “The Story” in meinem leeren Geiste wieder, als gleichsam die Welt um mich herum zu flirren begann und im ewigen Schatten versank. Als sie zuerst ihre Farben, dann ihre Gerüche und letztlich die verbliebenen, vergewaltigten Reste ihre stetig mangelnden Wärme verlor. Und ich den ultimativen, letzten und unumkehrbaren Schn/ritt wagte.

Rückblickend verdanke ich der letztsekündigen Aufwartung meiner seither zurecht als “beste Freunde fürs Leben” zu bezeichnenden Retter, dass ich in jenem schicksalhaften Moment zwar einen elementaren Teil meiner selbst für alle Zeit vernichtete, ja tötete; ich selber allerdings aus besagtem blankem Zufall – war es denn ein Zufall? – über- und bis heute weiterleben durfte. Ich ward den ersehnten, süßlich-verlockenden Fängen des befreienden Todes entzogen. Seltsam. Mir unbegreiflich. Gruselig!

Vor “The Story” von 30 Seconds to Mars empfinde ich seitdem größten Respekt. Ich ängstige mich davor. Verspüre Panik. Mir läuft eiskalt den Rücken hinunter; meine Härchen stehen mir zu Berge; die Welt verschwimmt im Trübem gleich meiner sich leerenden Blicke, sobald ich jenen Song heutiger Tage vernehme. Krass …

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