Noch’n Drosselkom-Kommentar

Noch’n Drosselkom-Kommentar

Freitag. Pünktlich zum Wochenende peitschen kühlende Tropfen über die unterwochs von strahlendem Sonnenschein verwöhnten Gefilde des im saftigen Frühjahrsgrün erstrahlenden Rhein-Main-Gebiets. Die perfekte Zeit also, um der ungepflegten Muse des hemmungslosen Cyberkrakelns zu frönen. Meiner Wenigkeit stellte sich nun jedoch die erbitterte Frage, welche Thematik es denn dieses Mal wert wäre, innerhalb eines neuen Blogbeitrages behandelt zu werden. Zu Zeiten, in denen jegliche Information landauf und landab tausend- und abertausendfach zerrissen, verplappert und mit gefährlichem Halbwissen neu verquirlt wird. Wobei – dies handhabe ich hier ja ebenso. Nun gut; ich ziehe daher aus nahe liegenden Gründen in kurzen Worten die akuten Pläne der Telekom herbei – die sich doch tatsächlich zur Ankündigung erdreistete, ab 2016 das Internettempo der eigenen zahlenden Kunden ab einem bestimmten genutzten Datenvolumen zu drosseln.

Deutsche Drosselkom AG

Wie großmundig verlautbart, beschneidet der rosa Riese in drei Jahren den Internetanschluss seiner dann neu abgeschlossenen Kundenverträge bei Überschreitung eines festgelegten monatlichen Transfervolumens. Im Falle eines gebuchten DSL 16.000er-Anschlusses läge besagtes Volumen bei geradezu lächerlich anmutenden 75 Gigabyte. Lüde solch ein Kunde künftig mehr als 75 Gigabyte Daten per Monat auf eigene Gerätschaften und/oder ins Web, drosselte sich sein Anschluss vonseiten der Telekom auf 384 Kilobit pro Sekunde. In der uns üblichen Maßeinheit entspräche dies lahmen 48 Kilobyte Daten per Sekunde. Das hieße: YouPorn? Ade. Spotify? Mitnichten. Skype? Wo denkst du hin! Und Netzneutralität? Pustekuchen!

Netzaffine Personen versurfen ein Volumen von 75 Gigabyte bereits dieser Tage mehr oder minder nebenher. Videostreams, Bildergalerien, Clouddiensten, Webradios und digitalen Kommunikationskanälen sei dank – Tendenz stark steigend. Daher stellten anno 2016 75 Gigabyte Daten vermutlich noch viel weniger dar als heutzutage. Die als “Drosselkom” gescheltete Telekom rechtfertigte ihren radikalen Schritt mit der wagen Aussage, dass lediglich drei Prozent aller Telekom-Kunden bis zu 30 Prozent des gesamten anfallenden Datenvolumens verursachten. Volumina, die mittels Breitbandausbauten zur Verfügung gestellt werden müssen – welchen die restlichen 97 % ergo mit einem hohen Preis zahlten. Diese Minderheit gälte es daher für das Wohl aller Nutzer in die Schranken zu weisen. Dies gleicht insofern einer Farce, als dass sich die Telekom über viel Jahre hinweg dank fehlender Konkurrenz seelenruhig auf alten Lorbeeren ausruhte, anstatt in notwendige Kapazitätserweiterungen zu investieren – und nun, da Deutschland hinsichtlich der Netzentwicklung nicht einmal mehr in der europäischen Unterliga spielt, tatsächlich in arge Nachholbedrängnisse rutscht.

Also was machen bei 58.169.000.000 (58,169 Milliarden) Euro Umsatz im Jahre 2012? Investieren? Besserung geloben? Und aus alten Fehlern für die Zukunft lernen? HAHA – nö! Schröpfen ist angesagt. 90er-Jahre Retronetz ist angesagt. Den Kunden (er)drosseln ist angesagt. Für was hält sich die Generation Internet denn auch, Selbiges so intensiv zu nutzen?

Meines Erachtens schösse sich die Telekom mit dieser Vorgehensweise einen ordentlichen Pfeil ins eigene Knie. Denn jene bösen drei Prozent setzen sich augenscheinlich zu großen Teilen aus meiner und der kommenden Generation zusammen. Also aus Menschen, die Seite an Seite mit dem Internet aufwuchsen und dieses entsprechend durch ihren gesamten privaten sowie beruflichen Alltag hindurch verwenden – und auch weiterhin uneingeschränkt nutzen wollen. Die Telekom streckt einer gesamten heranwachsenden, potenziellen Kunden-Generation den Mittelfinger entgegen. Und sollte, nein darf sich nicht verwundert darüber zeigen, dass ihr eines Tages Myriaden möglicher sowie ehemals zufriedener Kunden enttäuscht den Rücken zukehren. Schäm dich, Telekom!

Titelbild: “Bonn DTAG2” von “Qualle“.

2 Kommentare

  1. prometheus

    Man kann sagen, was man will und auch ich halte dies absolut für einen Schritt in die falsche Richtung seitens der Telekom, aber einige Bereiche Deutschlands haben noch so mageres Internet, dass eine Drosselung seitens der Telekom auf 384 Kbit/s für mich noch eine glatte Aufwertung von gut 100 Kilobites wären!

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    • Krony

      Moinsn Dude,

      das Gedankenspiel gefällt mir, hehe. “Stell dir vor, die Telekom drosselt deinen Anschluss – wodurch sich deine Geschwindigkeit in der Folge kostenlos merklich erhöht.” 😉

      Wäre ja IMBA, wenn das entgegen allen gesunden Menschenverstandes tatsächlich funktionierte ^^

      Ausgebremste Grüße, Krony

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