Die Ozeane: Lagerplatz für 100 Millionen Tonnen Plastikmüll

Die Ozeane: Lagerplatz für 100 Millionen Tonnen Plastikmüll

Dass es in unseren Weltmeeren immer mehr sogenannte “Todeszonen” – also gigantische Meeresregionen, denen es am überlebenswichtigen Sauerstoff fehlt – gibt, ist hinlängst bekannt. Und dass die Gesamtanzahl aller Meereslebewesen in den letzten 30 Jahren um 50 Prozent abgenommen hat, weiß mittlerweile auch fast jeder. Die vom Menschen genutzten Fischbestände sind gegenüber den ehemaligen Ursprungswerten um 90(!) Prozent eingebrochen. Seit 1994 sind daher auch die weltweiten Fischfangerträge kontinuierlich gesunken – trotz Milliardeninvestitionen. Und mit den Arten geht die Produktivität und die Stabilität ganzer Ökosysteme verloren.

Doch es lauert noch eine bei weitem viel größere Gefahr auf das komplexe Ökosystem Ozean: Müll! Genauer: Plastikmüll! Und wir reden hier nicht von hier und da mal eine Tüte, sondern von mittlerweile geschätzten 100 Millionen Tonnen Plastikmüll, die eine tödlich-giftige Schicht in den weltweiten Ozeanen bilden.

Schwarze Pest

Unsere Ozeane leben. Und das durchgehend, in jeden Tropfen Meerwasser bewegt sich etwas. Das Leben beschränkt sich nicht nur auf Fische und Algen, sondern auch auf eine nahezu unvorstellbar große Anzahl von Kleinstlebewesen, die in der Lage sind, jede biologisch abbaubare Substanz zu verwerten. Der natürliche, ununterbrochene Wellengang und die UV-Lichteinstrahlung tragen ebenfalls zur Zersetzung von Bio-Abfällen im Meer bei. Der Ozean filtert und reinigt sich daher eigentlich von selbst und verhindert somit, dass die Lebensbedingungen im Meer kippen. Die letzten paar Milliarden Jahre funktionierte das System reibungslos – bis die Entdeckung und Verwertung des Öls und damit die weltweite Industrialisierung begann. Die Ozeane haben “extreme Schwierigkeiten” mit Öltankerunfällen und eigentlich allem, was aus Erdöl hergestellt werden kann. Die einschneidenden Schäden, die durch havarierte Öltanker entstehen, kann man sich mehrmals pro Jahr schön und vom Geschehen weit entfernt in den Nachrichten anschauen. Doch was nur selten gezeigt wird, sind die Probleme, die durch Erdölprodukte – eben Kunststoffe – auftreten.

Müllteppich

Aktuelle Nachforschungen haben ergeben, dass mittlerweile etwas 18.000 Plastikteile pro Quadratkilometer Ozean treiben. Eine schwimmende Müllkippe, mit einer Fläche, die etwa zwei mal so groß wie die USA ist. Vom Schiff aus oder aus dem Weltall ist dieser breitgefächerte Müllberg nicht ersichtlich, da er etwa 10 Meter unter der Wasseroberfläche treibt. Diese Müllvorkommen befinden sich sowohl im atlantischen Ozean als auch im Pazifik zwischen Kalifornien und Japan. Der rechtsdrehenden Corioliskraft der Nordhalbkugel folgend kreiseln dort etwa 100 Millionen Tonnen kunststofflichen Treibguts in diesen Regionen.

Rasanter Anstieg

Einer Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, kurz UNEP, ergab bereits 1997, dass jährlich weltweit ca. 6,4 Millionen Tonnen Müll in die Meere gelangen, ein beachtlicher Teil davon durch Müllkipper, die sich auf Hoher See ihrer Ladung entledigen oder durch Bohrinseln und Schiffsunglücke. Damals trieben bei Veröffentlichung der Studie geschätzte 13.000 Plastikteile pro Quadratkilometer in den Ozeanen, mittlerweile sind es – wie bereits erwähnt – 18.000. Alles, was sich davon vor den Küsten Asiens und Nordamerikas befindet, wird von der nordpazifischen Strömung erfasst und gerät in den “North Pacific Gyre” – den großen nordpazifischen Strudel – und bleibt in dessen Kreislauf gefangen. Für mindestens 16 Jahre, wie die National Oceanic and Atmospheric Assiciation (NOAA) ermittelte.

Unterwasserwelt in Gefahr

Den Daten der UNEP zufolge werden weltweit 125 Millionen Tonnen Kunststoff produziert – im Jahr. Einige der Plastikteile benötigen dabei bis zu 450 Jahre für die Zersetzung

Die zunehmende Vermüllung der Ozeane stellt besonders für die Tierwelt eine ernst zu nehmende Bedrohung dar. Nicht nur, weil sie sich daran verletzen oder verfangen können, sondern weil viele Teilchen mit der täglichen Nahrung in die Körper gelangen.

Wenn du dir jetzt vorstellst, wie ein durchschnittlicher Fisch eine Aldi-Tüte verschlingt, liegst du falsch! Denn in den Ozeanen wirken gigantische Kräfte, die den Kunststoff auf längere Sich in winzige Teilchen zerkleinert. Direkt unter der Wasseroberfläche des nordpazifischen Strudels besteht eine Dichte von etwa 300.000 Partikeln dieses Mikromülls pro Quadratkilometer, am Grund von etwa 100.000. Doch der Müll wird dadurch nicht ungefährlicher – im Gegenteil: In dieser winzigen Größe hat Plastik immer noch die Eigenschaft, wie ein Schwamm Giftstoffe aufzunehmen. Gerade Chemikalien wie DDT oder PCB, die hauptsächlich durch Flüsse in das Meer gelangen – verbinden sich mit dem treibenden Müllteppich. Zwischen im Meer treibenden Plastikpartikeln wurde eine bis zu eine Million mal höhere Konzentration von DDT und PCB gemessen als in umgebenden Gewässern.

Schlusswort

Ein passendes Schlusswort für eine schleichende Katastrophe diesen Ausmaßes fiel uns nicht ein – aber anderen Personen schon. Es folgen Zitate aus Nachrichten und Studien:

  • In jeder handvoll Sand befinden sich 20% Kunststoff!
  • 95% der toten Vögel hatten Kunststoffobjekte im Magen, im Schnitt 44 Stück je Vogel. Auf den Menschen hochgerechnet wöge dies mehr als 2 kg!
  • Täglich werden von Schiffen täglich 639.000 Plastikbehälter entsorgt, doch dies ist nur ein winziger Bruchteil; 80% des Meeresmülls stammen von Land!
  • … lautet das Ergebnis, dass es an der Meeresoberfläche 6 mal soviel Plastik wie Plankton gab; in den Pazifischen Mündungsgebieten der Flüsse wuchsen diese Zahlen um das Hundertfache – Allein in Indien gibt es über 5000 Fertigungsstätten für Plastiktüten, Kenia stellt 4000 Tonnen Kunststofftragetaschen pro Monat her, ohne Möglichkeiten zum Recycling!
  • Jährlich werden 110 Milliarden Kilogramm Kunststoff-Pallets hergestellt, sie finden sich überall, im Meer, im Sand in ALLEN Meereslebewesen!
  • Plastik bleibt Plastik. Der Stoff ist und bleibt ein Polymer. Polyethylen lässt sich biologisch in keinem vernünftigen Zeitrahmen abbauen. Es gibt keinen Mechanismus der so ein langes Molekül biologisch abbauen kann!
  • Von der kleinen Menge Plastik die verbrannt wurde abgesehen, befindest sich jedes in den letzten 5 Jahrzehnten hergestellte Stück Kunststoff noch in der Umwelt!

Überarbeitet von xXKronosXx

Ein Kommentar

  1. Toni

    Ein schöner Bericht den du da auf die Füße gestellt hast!Es fragt sich nur noch wie lange es uns Menschen noch geben wird bis wir uns völlig selbst zerstört haben!!

    MfG

    Reply

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