Das Ende des Ölzeitalters: Die Abenddämmerung des Morgenlandes

Das Ende des Ölzeitalters: Die Abenddämmerung des Morgenlandes

Seit jeher war der Nahe Osten eine Region andauernder Kriege, gegenseitiger Eroberungen und herausragender Imperien. Aufgrund der minimalen Vegetation war jeder Quadratkilometer Grünland und Küste wertvoller als Gold – Jahrtausende wurde darum gerungen. Erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts das Schwarze Gold entdeckt wurde, ließen dieser Eroberungswahn und die gegenseitigen kriegerischen Handlungen nach. Die Staaten waren fortan nicht mehr nur auf Fischerei und Landwirtschaft angewiesen, sondern konnten sich mit dem Öl im Hintergrund ein reiches und bequemes Leben leisten. Das erklärt auch, warum der Nahe Osten heutzutage eine mehr oder weniger stabile Region darstellt – Neid auf den Nachbarn ist unangebracht, da man ja selbst über Milliardenvorräte an Öl verfügt.

Doch was wird geschehen, wenn die Ölvorräte der bisher reichen Staaten in den nächsten Jahrzehnten versiegen? Wenn damit auch der bisher unermesslich scheinende Reichtum abrupt aufhört und die Staatseinnahmen der einzelnen Länder in das bodenlose brechen? Denn Experten gehen davon aus, dass sich die bisherigen Ölvorkommen im Nahen Osten ungefähr im Jahre 2025 dem Ende zuneigen.

Wirtschaftskrise

Das würde das Todesurteil für die gesamte Region bedeuten. Staaten wie Saudi Arabien oder der Iran finanzieren sich fast ausschließlich durch den lukrativen Verkauf von Öl – schließlich sind sie ja Mitglieder in der internationalen Organisation “OPEC” – der Organisation erdölexportierender Länder. Mit deren Hilfe sind die Staaten in der Lage, den Ölpreis auf dem Weltmarkt ihren Vorstellungen anzupassen und dementsprechend davon zu profitieren. Doch der Wegfall des Schwarzen Goldes würde den wirtschaftlichen Niedergang dieser Region bedeuten. Anfang ließen sich die ersten Jahre vielleicht noch mit Krediten aus dem internationalen Währungsfonds sowie dem Verkauf diverser Staatsaktien und Eigentümer überbrücken. Doch dann kommt der große Kollaps.

Instabile Verhältnisse

Der wirtschaftliche Niedergang der Staaten wird voraussichtlich zu ausufernden inneren Unruhen führen. Bisher zahlt die Bevölkerung der Staaten nur ein Minimum an Steuern und genießt diverse Privilegien. Wenn diese wegfallen, wird der Aufschrei groß sein – wer will schließlich schon mehr zahlen und weniger dafür bekommen? Prachtstraßen und an Gigantonomie erinnernde Bauten werden plötzlich Unbezahlbar, deren Unterhalt wird eingeschränkt oder gestrichen. Es kommt zum Verfall einer ganzen Region – wie in der Geschichte bereits mehrmals geschehen. Und vielleicht werden sich auch diesmal künftige Generationen wehmütig an den Glanz vergangener Zeiten erinnern.

Keine politische Bedeutung

Doch es kommt noch schlimmer: Die OPEC als politisches Druckmittel fällt weg – schließlich gibt es dann kaum noch Öl. Das wird zur Folge haben, dass der gesamte Nahe Osten in die Unbedeutsamkeit auf der politischen Weltbühne rutscht. “Ihr habt kein Öl mehr? Tja, Pech gehabt!“. Es klingt traurig, doch die Region wird sich nach und nach den afrikanischen Staaten anpassen – unbedeutend und oftmals übersehen.

Aber es gibt Ausnahmen: Staaten wie die Vereinigten Arabische Emirate mit den Emiraten Dubai und Abu Dhabi oder Kuwait haben schon vor Jahrzehnten den drohenden Kollaps vorausgesehen und sich dementsprechend darauf vorbereitet. Dubai ist eines der am schnellsten wachsenden Dienstleistungs- und Tourismuszentren der Welt. Es ist heute schon zum größten Teil vom Öl unabhängig. Diese Staaten können den Umbruch überleben, der Reichtum ist für Generationen gesichert. Und das weckt Neider:

Zankereien unter Nachbarn

Nun verfügen diese reichen Kleinstaaten über keinerlei oder nur sehr wenige Militärstreitkräfte, da der derzeitige Frieden diese überflüssig macht. Doch wenn erst einmal der Verfall der Nachbarstaaten wie Ägypten, Saudi Arabien und Syrien begonnen hat, werden diese in frühere Gewohnheiten zurückfallen – Sicherung des Reichtums durch Eroberung und Expansion. Nicht umsonst wird die gesamte Region als Pulverfass bezeichnet, Experten der UN gehen gar davon aus, dass der Nahe Osten und der asiatische Raum daneben ein Austragungsort für einen künftigen 3. Weltkrieg sein wird.

Jeder will Die Bombe

Öl in das Feuer gießen dabei schon heute Staaten wie Israel und der Iran – und deren Atomprogramme. Sollte der Iran es tatsächlich schaffen, sich nuklear zu bewaffnen – und alle Anzeichen sprechen dafür – dann werden die Nachbarstaaten nicht lagen zögern, ebenso mitzuhalten. Als erste Reaktion wird erwartet, dass Israel sein nukleares Waffenarsenal aufstocken wird – trügerischer Friede durch Abschreckung. Und wenn der Iran über die Bombe verfügt, haben Saudi Arabien, die Türkei und Ägypten bereits öffentlich verlauten lassen, dass sie in diesem Fall gleichziehen werden, um das militärische Kräfteverhältnis zu wahren. Die gesamte Region wird somit zu einem extrem explosiven Pulverfass. Erschwerend kommt hinzu, dass gerade im Iran islamische Fundamentalisten an der Macht sind – deren Ayatollah sind mehr oder weniger unberechenbar. Im angrenzenden Pakistan droht das gleiche. Und je mehr Staaten über die Atombombe verfügen, desto weiter sinkt die Schwelle zum nuklearen Erstschlag.

Wege aus der Krise

Was muss also getan werden, damit nicht die gesamte Region in Chaos und Anarchie versinkt? Damit auch künftige Generationen in einer friedlichen Welt leben können? Nun, Lösungsmöglichkeiten gäbe es derer wie Sand am Meer – sie werden nur gar nicht oder nur sehr zögerlich umgesetzt. Als wichtigstes Etappenziel stünde die Vereinigung des gesamten Orients zu einer wirtschaftlichen und politischen Union an – so, wie es die europäische Union vormacht. Das brächte Stabilität und würde der Region viele wirtschaftliche Möglichkeiten öffnen. Auch politisch hätte eine vereinte Stimme vieler Staaten ein gehöriges Gewicht. Des weiteren müssen sich die Länder im klaren sein, dass sie sich nicht nur mehr auf das Öl verlassen können – Alternativen gehören her. Dazu zählen nicht nur vereinzelte Hightech-Zukunftsstädte wie die King Abdullah Economic City in Saudi Arabien, sondern auch die Förderung alternativer Energien. Wo viel Wüste und Sonnenschein herrscht, kann prima Solarstrom produziert werden, welcher dann in das Ausland verkauft wird. Außerdem sehnt sich die aktuelle Generation richtiggehend nach Reichtum und Fortschritt, nicht umsonst verzeichnen die Staaten im Nahen Osten einen sprunghaften Anstieg der Bildung; Universitäten sprießen wie Pilze aus dem Boden. Die Bevölkerung will eine rosige Zukunft erleben – jetzt müssen nur noch die jeweiligen Regierungen mitziehen.

Wir dürfen also gespannt sein, was uns die Zukunft bringen und wie sich die Lage im Nahen Osten entwickeln wird. Wie auch immer – vernachlässigen dürfen wir diese Region nicht, der Weltfriede und die derzeitige trügerische Stabilität stehen auf dem Spiel!

Thread closed